Von Aserbaidschan nach Georgien: Ein Tag in Sheki

Bei einem Besuch des Südkaukasus empfiehlt es sich, möglichst alle drei Länder der Region, Aserbaidschan, Georgien und Armenien, zu bereisen. Ich hatte tatsächlich die Gelegenheit, alle drei Staaten in dieser Reihenfolge zu besuchen. Nach Aufenthalten in Baku und dem traumhaften Bergdorf Xinaliq sowie einer Abkühlung im Kaspischen Meer stand als nächstes die Weiterfahrt nach Georgien an. Um jedoch noch eine weitere Facette Aserbaidschans kennen zu lernen, beschloss ich, Sheki im Nordwesten Aserbaidschans anzusteuern, was etwa durch den Lonely Planet empfohlen wird. Nach Baku, das eine Reihe modernster Bauwerke vereint, versprach ich mir von einem Besuch Shekis, auch architektonisch eine weitere Seite des Landes zu erfahren. Weiterhin reizte mich, dass die Stadt dafür bekannt ist, bedeutende Station der historischen Seidenstraße gewesen zu sein.

Sheki? Noch nie gehört!

Kommen wir zunächst zu einigen Fakten. Sheki, auch Seki oder Schäki geschrieben, befindet sich 325 km nordwestlich von Baku, liegt auf einer Höhe von 630 Metern und hat etwa 65.000 Einwohner. Die ersten Siedlungsspuren in der Region liegen in der Späten Bronzezeit und sind über 2.700 Jahre alt. Im 1. Jahrhundert war Sheki Teil des Königreichs Albania, über das ich bereits in meinem Artikel zu Xinaliq berichtete. Im Laufe der Geschichte war die Stadt unter anderem Teil des Abbasiden-Kalifats, des Königreichs Georgien, der Schirwanschah-Dynastie, der Safawiden-Dynastie, der Eldigüziden-Dynastie, der Mongolenherrschaft und des russischen Reiches und hat entsprechend arabische, georgische, türkische, mongolische, persische und sowjetische Einflüsse. Durch häufige Zerstörungen stammen die ältesten historischen Bauwerke jedoch aus dem 16. Jahrhundert. Übrigens spielen sich die meisten Szenen des Theaterstücks „Der kaukasische Kreidekreis“ von Bertolt Brecht in Sheki ab, wobei Sheki unter dessen altem Namen ‚Nukha‘ auftaucht.

Sightseeing in Sheki

Aufgrund seiner geografischen Lage und der Zucht von Seidenspinnern, die für die Produktion von Seide unerlässlich sind, war Sheki ein wichtiger Ort auf der legendären Seidenstraße. Diese Tatsache spiegelt sich auch in der Architektur und den Bauwerken der Stadt wider. So gehören der aus dem 18. Jahrhundert stammende Khanspalast und mehrere Karawansereien zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Shekis. Karawansereien waren ummauerte Herbergen an Karawanenstraßen, so auch an der Seidenstraße.

Der Khanspalast von Sheki befindet sich seit 2001 auf der Tentativliste der UNESCO, welche Stätten vereint, die für eine Nominierung zur Aufnahme in die Welterbeliste vorgesehen sind. Er diente als Sommerresidenz der Khane von Sheki und wurde im persischen Stil errichtet. Das Gebäude ist mit Malereien und Schnitzereien verziert und wurde ohne die Hilfe auch nur eines einzigen Nagels erbaut. Der Palast ist auch eine der Spielstätten in Lew Tolstois Werk „Hadschi Murat“.

Sehenswert ist des Weiteren die große Karawanserei (Sheki Karvansaray Hotel). Tatsächlich mittlerweile zu einem Hotel umfunktioniert, kann man dennoch den Innenhof besichtigen und die Architektur bestaunen. Eine wundervolle Ruheoase, bei der man lediglich erahnen kann, wie Händler zu Zeiten der legendären Seidenstraße hier Halt machten und unterkamen.

Was mir in Sheki besonders gefiel, waren einerseits die Ruhe der Stadt und andererseits die grünen Berge, welche die Stadt umgeben. Sheki fühlt sich eher an wie ein großes Dorf und wird von vielen Reisenden ausgelassen. Die Gebäude im alten Teil der Stadt haben oft rote Dächer und charakteristische Balkone aus Holz. Ähnlich wie in Xinaliq bestimmen auch hier Ladas das Stadtbild. Mit dem Wissen im Hinterkopf, im Laufe meiner Reise Metropolen wie Teheran, Colombo, Hanoi oder Ho-Chi-Minh-City zu besuchen, fühlte sich die Ruhe in Sheki fast surreal und traumhaft an.

Transport

Von Baku aus empfiehlt es sich, einen Minibus nach Sheki zu nehmen. Diese fahren in regelmäßiger Taktung nach Nordwesten und starten am großen Busbahnhof. Generell in der Region wird auf Kleintransporter à la Mercedes Sprinter zurückgegriffen. Diese fahren erst los, wenn jeder Platz belegt ist. Hektisch geht es am Busbahnhof zu, wo es viele Händler gibt, die einem jede Kleinigkeit von Brot über Spielsachen bis Handy-Ladekabel verkaufen möchten. Versucht, einen Fensterplatz zu ergattern, denn die Aussicht während der Fahrt ist wunderbar und entschädigt ein wenig für die Enge im Innenraum des Transporters.

Unterkunft

In Sheki gibt es einige Hostels und Hotels, vor allem in der Innenstadt. Ungeachtet dessen entschied ich mich dazu, eine Unterkunft abseits des Zentrums zu wählen, denn eine Unterkunft hatte es mir im Vorfeld angetan und konnte mit guten Bewertungen punkten: Das Tehran Hostel.

Die Taxifahrt dorthin war abenteuerlich, denn der Fahrer konnte kein Wort Englisch und kannte natürlich das kleine Hostel nicht. Denoch schaffte ich es dorthin und konnte meinen Augen nicht trauen: Tatsächlich handelte es sich bei der Unterkunft um ein klassisches aserbaidschanisches Wohnhaus in einer ruhigen Wohngegend mit Kühen auf der Straße.

Ich wusste, dass ich mich richtig entschieden hatte und wurde von Tehran, dem Besitzer, und seiner Familie herzlich empfangen. Den oberen Teil ihres Hauses haben sie zu einer Unterkunft für Reisende ausgebaut. Herrlich, mit einem Garten, traditioneller Einrichtung und den Bergen um sich.

Empfehlen kann ich übrigens das Restaurant „Chalabi Khan“ in der Innenstadt, in dem man gut und traditionell essen und schön draußen sitzen kann.

Danke, dass ihr (wieder) vorbeigeschaut habt! Ich freue mich über eure Kommentare, Likes und Abonnements 🙂

Euer Sebastian alias Japsolut

22 Replies to “Von Aserbaidschan nach Georgien: Ein Tag in Sheki”

  1. Hey Tamara,
    vielen Dank für die netten Worte!! In der Tat versuche ich auch immer, einige geschichtliche Fakten zu kommunizieren und freue mich, wenn dies auf Gegenliebe stößt 🙂 Solche Kommentare motivieren mich sehr!
    Viele Grüße
    Sebastian alias Japsolut

  2. Hey Sebastian! Was für ein spanneder Roadtrip, den du da unternommen hast! Deine Fotos geben einen tollen Einblick in die Kultur Aserbaidschans. Super finde ich auch, dass du geschichtliche Fakten eingebaut hast, sehr interessant. LG, Tamara

  3. Liebe Katja,
    vielen Dank für deinen Kommentar. Der Südkaukasus ist tatsächlich eine äußerst spannende Region und hat u.a. eine tolle Architektur aufzuweisen mit Einflüssen verschiedenster Richtungen, wie es ja auch in Andalusien und Griechenland sowie dem gesamten Mittelmeerraum der Fall ist.
    Dir weiterhin viele spannende Reisen!
    Viele Grüße
    Sebastian alias Japsolut

  4. Liebe Ines-Bianca,
    du hast es erfasst; ich versuche mich auf meinem Blog auf weniger touristische Länder zu fokussieren 😉 Demnächst folgen Georgien und der Iran!
    Viele Grüße
    Sebastian alias Japsolut

  5. Liebe Alexandra,
    vielen Dank für deinen Kommentar! Ich kannte Sheki vorher auch nicht, weshalb es mir ein Anliegen war, die Stadt bekannter zu machen 🙂
    Viele Grüße
    Sebastian alias Japsolut

  6. Das ist wirklich ganz weit weg für mich aber klingt super spannend. Interessant wie in diesem Teil der Welt doch so viele architektonische Parallelen zu Andalusien oder Griechenland zu sehen sind. Ich sehe, dass ich auch noch andere Ziele mit aufnehmen muss.

  7. Da hast du dir ja einen spannenden Länder-Dreiklang ausgesucht! Ich bin Dir gern gefolgt bei Deiner Reise! Das liest man ja nicht so oft!

  8. Ehrlich gesagt hab ich von Sheki noch nie zuvor gehört, aber Dein Bericht macht echt Lust mal dorthin zu reisen. Für tolle alte Gebäude und schöne Landschaften sind wir immer zu begeistern.

  9. Das freut mich sehr! Eine Reise nach Aserbaidschan lohnt sich definitiv 🙂
    Viele Grüße
    Sebastian alias Japsolut

  10. Du hast doch tatsächlich meine Neugier auf dieses Land geweckt! Das muss sofort auf meine Bucketliste und ich werde auf deinem Blog gleich mal mehr darüber in Erfahrung bringen.

  11. Hey Andreas,
    schön, dass du hier vorbeischaust! Wenn man die Autos in Sheki und ganz Aserbaidschan sieht, denkt man wirklich, in einer anderen Zeit angekommen zu sein. Ich fand es immer herrlich, so viele LADAs zu sehen und auch mal die Gelegenheit zu haben, mitzufahren. Es freut mich, dass ich dir ein unbekanntes Reiseziel zeigen konnte, das ich nur wärmstens empfehlen kann. Schau dir gerne auch meine bisherigen Beiträge zu Aserbaidschan an und sei gespannt auf meine folgenden Artikel zu Georgien 🙂
    Viele Grüße
    Sebastian alias Japsolut

  12. Liebe Marina, vielen Dank für deine netten Zeilen! Es freut mich, dass ich dir ein wenig Inspiration für ein neues Reiseziel geben konnte, das dir bislang nur durch Reisemagazine bekannt war. Ich hoffe, dass du es bald mal in die Region schaffst und bin gespannt auf deine Eindrücke 🙂
    Viele Grüße
    Sebastian alias Japsolut

  13. Die Autos sind ja mal der Hammer die da rum fahren, so etwas würde in D vermutlich beim TÜV munteres entsetzen auslösen *g* Gefällt mir aber gut was Du zeigt, ich muss zugeben das ich diese komplette Ecke bisher gar nicht so wirklich auf dem Schirm hatte reisetechnisch. Ich glaube, das sollte ich mal ändern 🙂 Danke für’s inspirieren …

  14. Mal wieder tolle Bilder! Irgendwann muss ich dort auch mal hin und dieser Artikel erinnerte mich an meine jährlichen Besuche auf der Reisemesse…dort nehme ich mir immer ein Reisemagazin der Seidenstrasse mit…dann käme ich bestimmt – je nach Abschnitt natürlich – auch an Sheki vorbei 🙂

  15. Hallo Kathy,
    in der Tat wird man selbst in den unbekanntesten Orten oft mit wundervoller Architektur überrascht. Danke für dein Feedback 🙂
    Viele Grüße
    Sebastian alias Japsolut

  16. Vielen Dank, das freut mich sehr 🙂
    Viele Grüße
    Sebastian alias Japsolut

  17. Hey Jenny, danke für die netten Zeilen! Ich kann immer wieder nur betonen, dass die Region absolut eine Reise wert ist 🙂
    Viele Grüße
    Sebastian alias Japsolut

  18. Hallo Sven, vielen Dank für deine netten Worte! Weiterhin ein frohes und sicheres Reisen!
    Sebastian alias Japsolut

  19. Wow, vielen Dank für deinen Einblick.
    Es wird höchste Zeit für uns ebenfalls in diese Region zu reisen. 🙂

    Liebe Grüße,
    Jenny

  20. Die Mosaike ähnliche Hausfassade hat mich doch sehr beeindruckt. Viele Grüße Kathy

  21. Toller Bericht, der richtig Lust auf diese eher unbekannte Gegend macht!

  22. Ein sehr lesenswerter Reisebericht, der Deine Impressionen beschreibt. Da bekomme ich Reiselust mit dem Ziel “Sheki”.

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