Im Rahmen meiner 13-wöchigen Reise im Sommer 2017 hatte ich die Gelegenheit, insgesamt 9 Länder zu bereisen, von welchen ich viele als eher exotisch und ausgefallen bezeichnen würde, etwa den Iran, Weißrussland oder Armenien. Auch in Russland sollte ich einige Zeit verbringen. Die schiere Größe dieses Landes erlaubte es mir jedoch nicht, sonderlich viele Orte zu sehen, da man für Russland wohl eine eigenständige Reise einplanen muss, die gut und gerne mindestens einen Monat dauern sollte. Ich entschied mich also, lediglich Sankt Petersburg und Moskau auf meine Route mit aufzunehmen, welche auch die touristischsten Ziele dieser Reise werden, mir jedoch einen ersten Eindruck der Föderation geben sollten.
Sankt Petersburg ist mit seinen fünf Millionen Einwohnern die nach Moskau zweitgrößte Stadt Russlands und gleichzeitig viertgrößte Stadt Europas. Während sich der größte Teil Russlands geografisch gesehen in Asien befindet, liegt Sankt Petersburg im europäischen Nordwesten des Landes mit direktem Zugang zur Ostsee, genauer gesagt in der Newabucht am Ostende des Finnischen Meerbusens. Geschichtlich gesehen ist die Stadt verhältnismäßig jung, wurde sie doch erst im frühen 18. Jahrhundert durch Peter dem Großen gegründet. Im Laufe der Zeit hatte sie, neben dem heutigen Namen, auch die Bezeichnungen „Petrograd“ und „Leningrad“ und diente vom 18. Bis ins 20. Jahrhundert als Hauptstadt des Russischen Kaiserreichs. Dies hat einige Auswirkungen auf die Architektur und Gestaltung der Stadt und der Region, da dadurch viele Paläste und Schlösser in und um Sankt Petersburg gebaut worden waren, die heutzutage tolle Sehenswürdigkeiten sind.
Grundsätzlich kann man über Sankt Petersburg sagen, dass die Stadt äußerst europäisch wirkt, was das Stadtbild anbelangt. Viele der Bauwerke in der Stadt könnten auch gut und gerne in westeuropäischen Metropolen zu finden sein. Durch die Nähe zum Wasser und einigen Parks ist Sankt Petersburg äußerst ansehnlich, mit einer hohen Lebensqualität und der Möglichkeit, die Stadt gut zu Fuß zu besichtigen. Sollte man dennoch die Metro wählen, so kann man sich über prunkvolle Hallen und Bahnhöfe freuen, die lediglich von denen Moskaus übertroffen werden. Da während meines Aufenthalts der FIFA-Confederations-Cup in Russland ausgespielt wurde, hatte ich das Glück, dass die Metros und viele Orte in der Stadt durch englischsprachige Beschilderungen ergänzt wurden für die vielen ausländischen Fans. Tipp: Wenn ihr in Sankt Petersburg Metro fahrt, kann das sehr verwirrend sein ohne Kenntnisse des kyrillischen Alphabets. Wenn ihr jedoch auf den Boden seht, werdet ihr oft dort die englischsprachigen Hinweise sehen, die es euch erlauben, euch halbwegs gut in dem Metronetz zu orientieren!
Kommen wir zu Sehenswürdigkeiten in Sankt Petersburg! Hier liegt der Fokus ganz klar auf Bauwerken, Häuserfassaden und Architektur im Allgemeinen. Eines der wohl charakteristischsten Gebäude der Stadt ist sicherlich die Auferstehungskirche, auch Bluterlöser-Kirche genannt. Im Gegensatz zu den meisten Kirchengebäuden der Innenstadt ist diese Kirche nicht nach italienischem und klassizistischem Vorbild erbaut. Imposant ist nicht nur das farbenfrohe Dach der Auferstehungskirche, sondern auch deren Lage unmittelbar am Gribojedow-Kanal. Darüber hinaus lohnt sich ein Gang in die Kirche, denn deren innere Ausgestaltung besteht überwiegend aus Mosaiken, deren Schönheit absolut rührend ist und einem fast die Sprache verschlägt.
Ein weiterer Höhepunkt ist die Isaakskathedrale, bei der es sich nicht nur um die größte Kirche Sankt Petersburgs, sondern auch um eine der größten sakralen Kuppelbauten der Welt handelt. Ein wunderschönes Gebäude, das besonders aus dem Park vor ihr eine imposante Erscheinung ist. Es gibt die Möglichkeit, die vergoldete Hauptkuppel zu besteigen, von wo aus man einen tollen Blick über die Stadt erhält.
Ebenfalls obligatorisch ist der Besuch von Eremitage und Winterpalais. Hierbei handelt es sich um eines der größten Kunstmuseen der Welt, verteilt auf einer Vielzahl historischer Gebäude, welche alle Teil des UNESCO-Weltkulturerbes der Sankt Petersburger Innenstadt sind. Was die Sammlung des Museums anbelangt, welche auf fast drei Millionen Objekte geschätzt wird, wovon etwa 65.000 Exponate in mehr als 350 Sälen ausgestellt sind, umfasst diese eine der bedeutendsten Sammlungen klassischer europäischer Kunst, in der kein Name von Weltrang fehlt. Werke von Matisse, Gauguin, Rembrandt, Picasso oder van Gogh werden ergänzt durch Arbeiten russischer Maler sowie Künstlern aus aller Welt. Auch finden sich dort Sonderausstellungen. Insgesamt erscheint es unmöglich, bei der Größe des Museums alle Werke an einem Tag zu bestaunen, wodurch man beispielsweise auch Tickets für einzelne Gebäude kaufen kann, wenn man weiß, dass man Gemälde einer bestimmten Epoche sehen möchte. Eine tolle Sache ist der kostenfreie Eintritt für Kinder und Studierende! Außerdem ist es ratsam, sich Tickets vorher online zu besorgen, um die langen Warteschlangen vor Ort zu vermeiden.
Weitere Tipps für Sankt Petersburg sind der Besuch der Kasaner Kathedrale, einem russisch-orthodoxen Sakralbau nach Vorbild des römischen Petersdoms, den anschließenden Newski-Prospekt, einer der berühmtesten Straßen Russlands mit zahlreichen prachtvollen Bauten, und die vielen Kanäle, hat die Stadt doch insgesamt über 300 Brücken und wird auch als Venedig des Ostens bezeichnet.
Eine ungewöhnliche, jedoch lohnenswerte Sehenswürdigkeit der anderen Art ist das tägliche Schauspiel an der Newa, wenn die Brücken für den Schiffsverkehr aufgeklappt werden. Dies geschieht täglich morgens um 1 Uhr und bleibt so über die gesamte Nacht, sodass man während des Prozesses aufpassen muss, nicht auf der falschen Seite zu stehen, da man sonst nicht mehr zurückkommt. Die Brücken werden nur in den warmen Monaten nach oben geklappt, und das nur nachts, um den Straßenverkehr am Tag nicht einzuschränken. Das Schauspiel selbst wird mit lauter Musik und unter Anwesenheit hunderter Touristen durchgeführt. Last but not least empfehle ich auch die Besichtigung der Peter-und-Paul-Festung auf einer kleinen Insel auf der anderen Seite der Newa, der Haseninsel, von der aus man auch einen tollen Blick auf die Altstadt hat.
Die anfangs erwähnten Schlösser um Sankt Petersburg laden ein zu einem Tagesausflug in die Natur. Die berühmtesten Schlösser sind Schloss Peterhof und der Katherinenpalast in Puschkin. Peterhof liegt etwa 30 Kilometer westlich von Sankt Petersburg am Finnischen Meerbusen, ist seit 1990 UNESCO-Weltkulturerbe und gilt als das „Versailles Russlands“. Der das Schloss umgebende Park ist ebenso sehenswert wie die gesamte Palastanlage, wobei man aufgrund der vielen Touristen genügend Zeit einberechnen sollte.
25 Kilometer südlich von Russlands zweitgrößter Stadt liegt der Katharinenpark in Puschkin. Dieser war einst Zarenresidenz, wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg weitestgehend zerstört, sodass es sich heutzutage um einen Wiederaufbau handelt. Auch hier kann man nicht nur das Innere bestaunen, sondern auch die weitläufige Natur im angrenzenden Park.
Solltet ihr auf der Suche nach einem Hostel in Sankt Petersburg sein, so lege ich euch das Traveller’s Palace Hostel wärmstens ans Herz. Hier findet ihr wunderschöne Zimmer in einem historischen Gebäude, unglaublich nettes Personal, Sauber- und Herzlichkeit und ein tolles Preis-Leistungsverhältnis in einer netten Lage. Ebenfalls zu empfehlen ist die Free Walking Tour, mit der man viele Hintergrundinformationen zu einem Großteil der oben genannten Sehenswürdigkeiten entdeckt. Solltet ihr nach einem guten, aber günstigen Essen Ausschau halten, so empfehle ich die russische Kette „Marketplace“, wo es unter der Woche mittags das „Business Lunch“ gibt, einem zusammengestellten, sehr leckeren und günstigen Set. Darüber hinaus kann man aus einer Vielzahl verschiedener Gerichte in Form eines Buffets auswählen und dort wird auch Englisch gesprochen.
Insgesamt ist Sankt Petersburg eine äußerst attraktive, sehenswerte Stadt mit positivem Flair, sodass man verstehen kann, warum die Stadt jährlich so viele Touristen begrüßen darf. Von Sankt Petersburg ging es für mich schließlich weiter nach Moskau, Russlands Hauptstadt. Dazu nahm ich den „Nevsky Express“, einem Schnellzug, welcher mittlerweile vom „Sapsan“, einer deutlich moderneren Variante abgelöst wurde, jedoch ein bis zwei Mal täglich weiterhin operiert. Da ich auf alte Züge stehe und dies als deutlich authentischer betrachtete, wählte ich diese Alternative und habe es nicht bereut.
Bezüglich Moskau muss ich leider sagen, dass ich vor Ort kaum Fotos machen konnte, da mir mein Handy dort abhanden ging und ich die Kamera nicht permanent bei mir hatte, wodurch den Bericht über Moskau nur sehr limitiert ist.
Grundsätzlich unterscheidet sich Moskau doch sehr von Sankt Petersburg. Nicht nur ist die Hauptstadt deutlich größer, sondern auch hektischer und optisch weniger ansprechend, was Architektur anbelangt, da sich in Moskau auch viel moderne Architektur findet. Ungeachtet dessen gibt es natürlich auch dort einige Höhepunkte, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Hier allem voran zu nennen sind natürlich der Rote Platz mit der wunderschönen Basilius-Kathedrale, die vor allem aufgrund ihres farbenfrohen Daches das bekannteste Fotomotiv des Landes darstellt. Sich an den Roten Platz anschließend ist auch der Moskauer Kreml Pflichtprogramm, stellt dieser doch das Zentrum russischer Politik dar. Ebenfalls sehenswert sind das Bolschoi-Theater, das Lenin-Mausoleum und der Gorki-Park als Ruheoase inmitten der Metropole. Als Abwechslung bieten sich der Besuch einiger Metrostationen, die architektonisch ihresgleichen suchen, und der Izmailovsky-Markt, wo es ausgefallene Souvenirs zu kaufen gibt.
Alles in allem empfand ich meinen Aufenthalt in Russland als sehr bereichernd, obgleich ich feststellen muss, nicht ansatzweise ein fertiges Bild dieses riesigen Landes erhalten zu haben. Vielmehr reizt es mich, in einer weiteren Reise auch das ländliche Russland zu sehen, tiefer in die Kultur einzutauchen und auch Sibirien zu bereisen. In diesem Zusammenhang ein Filmtipp: „Liebe auf Sibirisch“ von Olga Delane. Eine absolut sehenswerte, rührende und ungeschönte Sammlung spannender Momente aus einem kleinen sibirischen Dorf!
Ihr habt Fragen oder Anregungen zu Sankt Petersburg und Moskau? Ihr wart selbst schon mal dort und findet, ich habe essentielle Informationen vergessen? Schreibt es in die Kommentare und sagt mir, wie ihr diesen Artikel fandet!
Liebe Iris,
vielen Dank für deinen netten Kommentar. Ich kann mich nur wiederholen: Jeder sollte beide Städte unbedingt mal besucht haben 🙂 Gerade Architektur-Fans kommen definitiv auf ihre Kosten, das garantiere ich!
Dir weiterhin ein frohes Reisen!
Sebastian alias Japsolut
Lieber Andreas,
ich danke dir für deinen Beitrag! Tatsächlich verbindet man mit vielen Städten und Ländern bestimmte Vorstellungen und ist dann umso überraschter, wenn diese nicht deckungsgleich sind. Gerade von Sankt Petersburg wurde ich sehr positiv überrascht und kann einen Besuch wirklich empfehlen. Sankt Petersburg ist übrigens deutlich touristischer als Moskau, was zum einen daran liegen könnte, dass auch viele Tagestouristen durch Kreuzfahrten ankommen, zum anderen Moskau aber deutlich größer ist und die Zahl der Touristen nicht so sehr auffällt. Es freut mich auf jeden Fall, dass ich dich ein wenig inspirieren konnte 🙂
Viele Grüße
Sebastian alias Japsolut
Hallo Mr. Ralf,
St. Petersburg sollte schleunigst ganz oben auf deine Liste 🙂 Lässt sich super kombinieren mit Tallinn und Helsinki, zwei ebenfalls absolut empfehlenswerte Städte.
Viele Grüße und danke für das Vorbeischauen und Kommentieren
Sebastian alias Japsolut
Hallo Sebastian,
ein interessanter Bericht, besonders über St.Petersburg! 🙂
Diese prunkvollen Fassaden, Kirchen und Schlösser sind schon sehr imposant. Da ich so aufwendige Architektur sehr gerne mag, könnte ich mir das auch mal als Reiseziel vorstellen.
Liebe Grüße
Iris von Ich Reise Immer So
Also ich muss schon sagen, man hat ja immer eine gewisse Vorstellung von Orten an denen man bisher selber noch nicht gewesen ist. Und beide Städte hier hätte ich mir gar nicht so vorgestellt wie es deine Beschreibung und die tollen Fotos vermitteln. Das sieht deutlich schöner aus als ich es gedacht hätte. Und irgendwie scheint da ja auch eine Menge Tourismus zu sein … zumindest hat es den Anschein !? Find ich gut, muss ich mir mal im Hinterkopf behalten. Danke für den tollen Beitrag!
Einfach nur WOW. Ich muss unbedingt nach St. Petersburg. Zum Glück gibt es auch Kreuzfahrten dorthin.
Beste Grüße
Mr. Ralf von Kreuzfahrt 4.0
Vielen Dank, liebe Maike! Beide Städte lohnen sich wirklich sehr, besonders architektonisch! Ich hoffe sehr, dass du die verschiedenen Bauwerke dort auch eines Tages zu Gesicht bekommen wirst 🙂
Viele Grüße
Sebastian alias Japsolut
Ein toller Bericht! Das große Kunstmuseum und die Schlösser sehen so unglaublich prunkvoll aus, das würde ich zu gerne einmal live sehen. Einfach nur wunderschön!
Ganz tolle Bilder, die zum „wegräumen“ animieren 😍
Liebe Katja, danke für deinen Kommentar. Ich kann dir nur zustimmen: Die Städte haben so viel zu bieten, dass ein paar Tage nicht ausreichen…
Viele Grüße
Sebastian
Hallo Olaf, innerhalb eines Monats lässt sich natürlich wirklich jeder Winkel St. Petersburgs besichtigen. Auf jeden Fall sollte ihr mal hin 🙂
Das kann ich nur unterschreiben 🙂
Liebe Ina,
vielen Dank! Bei wunderschönen Städten können ja fast nur schöne Bilder herauskommen 🙂
Viele Grüße
Sebastian
Moskau und Sankt Petersburg sind tatsächlich beeindruckend. Ich war nur ein paar Tage da, werde aber nächstes Mal viel mehr Zeit für so eine Reise einplanen, um mir alles anzuschauen.
Nach St. Petersburg möchten wir auch unbedingt mal. Wahrscheinlich müssen wir allein schon für die Stadt einen Monat einplanen. 😉
Was für tolle Bilder! Ich habe es leider bisher noch nicht geschafft, Russland zu besuchen. Wie ich sehe muss ich das schnellstmöglich ändern!
Toller Bericht, sehr informativ und wunderschöne Bilder!
LG aus Norwegen
Ina
http://www.mitkindinrucksack.de